Kalter Krieg in Südtirol

Greta Mentzel

Folge in: Südtirol Fragmente Dokumentationen

Die Nato in Nato-Schabs

Als Ende der Sechziger amerikanische Soldaten im Dorfleben von Natz-Schabs auftauchten machte sich neben Neugier auch Angst breit. Die Amerikaner führten einen neuen NATO-Stützpunkt, der bereits über die Jahre zuvor auf dem Hochplateau errichtet worden ist. Plötzlich wurde der Kalte Krieg und die Verteidigung gegen die Gefahr aus dem Ostblock allgegenwärtig.

Niemand aus der Bevölkerung wusste, was genau hinter dem streng bewachten NATO-Stützpunkt steckte. Das Einzige, was die Bevölkerung zu sehen bekam, waren die amerikanischen Soldaten, die ihr Geld in den Gasthöfen ausgaben und Zimmer mieteten. In der Disco "X2000" wurden hiesige Jugendliche mit den Amerikaner "best friends", für die Jungen waren sie Vorbilder, für die Mädchen zum Anhimmeln. Einige junge Frauen verlobten sich trotz der gesellschaftlichen Ablehnung mit amerikanischen Soldaten und wanderten in die Staaten aus.
1979 erlangte der NATO-Stützpunkt dann neue Brisanz. Nach dem Nachrüstungsbeschluss der NATO wurde in den Medien von der Stationierung atomarer Lance-Raketen in Natz-Schabs berichtet, die eine Reichweite von 120km haben sollen. Die Bevölkerung reagierte, es regte sich erster Widerstand gegen die tägliche Bedrohung eines Atomkrieges. Am Ostersonntag 1984 fand ein großer Friedensmarsch um den NATO-Stützpunkt statt.
Mit der Besserung des politischen Klimas zwischen Ost und West wurde der Stützpunkt schließlich Mitte der Achtziger aufgelöst, die Amerikaner und die Raketen werden abgezogen. In Natz-Schabs kehrte das alltägliche Leben langsam wieder zur Normalität zurück.

Credits

Regie und Buch: Greta Mentzel

Im Auftrag: RAI Sender Bozen

2007 28 Min.

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